Geschichte des Hauses
Die Wipplingerstraße kann mit einer gewissen Berechtigung als älteste Straße Wiens bezeichnet werden, folgt ihr Verlauf doch mehr oder weniger der Via Principalis des Römerlagers Vindobona. (Eventuell könnte der Straßenzug Tuchlauben/Marc-Aurel-Straße als Nord-Süd-Achse des Lagers noch als vergleichbar alt mithalten). Das westliche Tor des Lagers befand sich an der heutigen Hohen Brücke. Unsere heutigen Kanzleiräumlichkeiten hätten sich also damals knapp vor dem Lagertor im Bereich der Militärstadt befunden. Ob sich damals dort schon Menschen vor dem Tor über steuerliche Folgen ihrer Geschäftstätigkeit beraten ließen und sich austauschten, ob man ein Gewerbe lieber ein paar Kilometer nördlich, in der "Steueroase" jenseits des Limes, betreiben solle, ist nicht überliefert.
Der Straßenname "Wipplingerstraße" bezieht sich auf keinen Personennamen, sondern auf das Handwerk der Wildwerker (Kürschner). Im späten Mittelalter befanden sich drei Häuser an der Stelle der heutigen Wipplingerstraße 25, deren ersten urkundlichen Erwähnungen 1303, 1340 und 1435 waren. In einem der drei Häuser befand sich ein Badehaus (nach manchen Quellen handelte es sich um ein jüdisches Ritualbad [Mikwe], was alles in allem aber laut dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich ist). Die Badehäuser waren damals auch ein Ort der Begegnung aller gesellschaftlichen Schichten - sehr wahrscheinlich diskutierte man dort auch über die (im Vergleich zu heute aber sehr bescheidenen) Steuerlasten und wie man diese legal verringern kann. Aber Menschen, die sich von Berufs wegen mit steuerlicher Beratung beschäftigten, gab es damals wohl dort noch keine.
Das heutige Gebäude wurde 1896 vom "Ersten allgemeinen Beamtenverein der österreichisch-ungarischen Monarchie" (kein Geselligkeitsverein, sondern ein Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit) errichtet, wovon noch heute eine Tafel im Stiegenhaus zeugt. Um einen Bezug zu unserer Tätigkeit zu finden: Dieser Verein führte, wie man heute noch nachlesen kann, bereits 1879 ein Beschwerdeverfahren beim damals noch neuen (1876 eröffneten) Verwaltungs-gerichtshof gegen Entscheidungen der Finanzbehörden - wobei diese Beschwerde noch nicht in unseren heutigen Räumlichkeiten konzipiert wurde, die, wie erläutert, erst 17 Jahre später errichtet wurden.
Später zog die Radio Austria AG in das Haus ein - dies war nicht etwa der Vorläufer des ORF, sondern ein Unternehmen, das sich mit dem Versand von Fernschreiben auf drahtlosem Weg beschäftigte. Spätestens ab 1929 befand sich auf der Renngassenseite unseres Hauses eine Annahmestelle; Eigentümerin des Hauses war sie erst ab 1951. Die Funkanlagen befanden sich in Bad Deutsch-Altenburg und am Laaerberg, aber die Übermittlungstechnik war hier in der Wipplingerstraße.
Auch wenn das Umsatzsteuerrecht zu Zeiten der Fernschreiber grundlegend anders war als heute, war es sicherlich auch damals keine einfache Frage, wo eine Leistung erbracht wurde, wenn beispielsweise ein ungarischer Unternehmer einen telefonischen Auftrag zum Versand einer Fernschreibmeldung von Wien nach Brasilien in Auftrag gab - oder ein Kunde in Wien für ein empfangenes Auslandsfernschreiben zahlte, bestand sicherlich steuerlicher Beratungsbedarf.
In jüngerer Zeit
(2010) gelangte unser Haus nochmals in die Literatur: Laut dem Buch
"Unheimliches Wien: Gruselige Orte, Schaurige Gestalten, Okkulte
Experimente" von Gabriele Lukacs (Pichler Verlag) würde es bei uns
angeblich spuken - wir können das aber bislang nicht bestätigen. Vielleicht passiert das ja nur außerhalb unserer Arbeitszeit.
Seit April 2016 dürfen wir Sie auf diesem historischen Boden über das moderne Steuerrecht beraten.
Weitere Details zu unserer Geschäftsadresse im Wien-Geschichte-Wiki.